HintergrundDie Entschlüsselung des Pferdegenoms, also des gesamten genetischen Codes oder Erbmaterials des Pferdes, war ein Meilenstein. Die Möglichkeiten zur Erforschung von Erbanlagen wurden damit erheblich erweiterte. Denn die Aufklärung der genetischen Grundlage von Eigenschaften und Krankheiten ist ein erster wichtiger Schritt in Richtung von Verbesserungen. Der Begriff Genomik steht für die systematische Analyse des vollständigen Genoms. Mit dem technischen und methodischen Fortschritt wuchs die Wertschätzung einer solch umfassenden Betrachtung. Labor- und Rechenmethoden machen es heute möglich, schnell und kostengünstig einen "genetischen Fingerabdruck" zu erstellen und damit im züchterischen Alltag zu arbeiten. Was allerdings nicht vergessen werden darf, ist der Weg dorthin: Eine Laboranalyse liefert erst einmal nur die Information, welcher Buchstabe des genetischen Alphabetes bei dem untersuchten Individuum an einer bestimmten Stelle vorliegt - und dies zu 10.000en oder 100.000en von Stellen. Als genetische Marker werden dabei sehr häufig sogenannte SNPs verwendet. Die Abkürzung SNP steht für Single Nucleotide Polymorphism (Einzelbasenaustausch). Die Bedeutung der Ausprägung eines bestimmten SNP-Markers oder das Muster einer größeren Zahl von SNPs erschließt sich erst, indem SNPs und Angaben zu den Zielmerkmalen verknüpft und gemeinsam ausgewertet werden. Ob es nun eine Eigenschaft wie die Größe oder eine Erbkrankheit oder vielleicht ein Leistungskriterium ist, spielt vom Prinzip her keine Rolle. Entscheidend ist, dass Laboranalysen zwar die nötige Basis liefern, aber nicht das Lesenlernen des genetischen Codes überflüssig machen können. Dafür bedarf es großer Datenmengen und aufwändiger Entwicklungsarbeiten, bevor dann im Idealfall ein zuverlässiges System für die Züchter zur Verfügung steht. Durch gemeinschaftliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit wurde bei anderen Tierarten viel erreicht, und speziell beim Milchrind sind genomisch unterstützte Anwendungen heute nicht mehr wegzudenken aus der Zucht. Tierartübergreifend zeigt sich der Wert der Genomik unter anderem darin, wo die Zuchtarbeit am meisten profitiert: Es sind gerade die Merkmale, die wegen niedriger Erblichkeiten oder später und begrenzter Verfügbarkeit von Daten bisher nur schwer oder gar nicht zugänglich waren. |
|
|
www.iafh-genomics.org © 2023 |