DNA

Ziele der IAFH

Die International Association of Future Horse Breeding GmbH & Co KG (IAFH) wurde mit dem Ziel gegründet, das Potenzial der Genomik für die Pferdezucht zu erschließen. Da ein einzelner Verband kaum je in der Lage gewesen wäre, die notwendige Grundlagenarbeit alleine zu stemmen, galt es, neue Wege zu beschreiten.
Im Verbund mit Partnern aus der Praxis und in enger Zusammenarbeit mit der Wissenschaft sollte es gelingen, die kritische Masse an Pferden mit genomweiten SNP-Daten und Merkmalsinformationen zu erreichen, um letztlich genomisch unterstützte Anwendungen beim Reit- und Sportpferd etablieren zu können. Zudem bedeuten gemeinsame Investitionen der Praxis in Forschungs- und Entwicklungsarbeit auch Gestaltungsmöglichkeiten.

Der Leitsatz "aus der Praxis für die Praxis" ist das, was die Aktivität der IAFH prägt. Dabei wird die gesamte Bandbreite an Merkmalen von züchterischer Relevanz berücksichtigt. Leistungsfähigkeit, Leistungsbereitschaft, Gesundheit, Langlebigkeit, ein ansprechendes Äußeres - alles Kriterien, die künftig auch mit Hilfe der Genomik in Entscheidungen einfließen können sollen.

Wissenschaftliche Fragestellungen, die sich auf dem Weg zur Entwicklung praxistauglicher züchterischer Anwendungen stellen, bewertet die IAFH gemeinsam mit Experten. Dies ist die Basis für eine gezielte Unterstützung und Förderung in den Bereichen, wo der einzelne Züchter und die Pferdezucht als Ganzes am dringendsten Wissenszuwachs benötigen. Und mit der Genomik ist dann ein Verfahren zur Hand, das neue Erkenntnisse zügig in umsichtige, gezielte und effiziente züchterische Maßnahmen überführen hilft.

Aktuelle Arbeitsschwerpunkte

Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der IAFH haben ermöglicht, bereits zur Zuchtsaison 2021 auf ein neues Verfahren der Abstammungsüberprüfung umzustellen, das für den einzelnen Züchter einen enormen Mehrwert generiert: Es wird nicht mehr standardmäßig über althergebrachte Abstammungsmarker (sog. Mikrosatelliten-Marker) geprüft, die einzig und allein für die Abstammungskontrolle genutzt werden können. Stattdessen werden universell nutzbare Marker, sog. Single Nucleotide Polymorphisms (SNPs), im Labor untersucht und im zweiten Schritt zur Abstammungskontrolle ausgewertet. Dieses Ergebnis kann der Zuchtverband unmittelbar analog zu einem "klassischen" Mikrosatelliten-Profil in der Zuchtbuchfürung nutzen: Die Ausstellung des Equidenpasses erfolgt auf der Basis einer gesicherten Abstammung.

Die aus 10.000en von SNPs bestehenden "genetischen Fingerabdrücke", die im Labor entstehen, werden in eine gemeinsame Pferdegenomdatenbank übertragen und dort dauerhaft und sicher gespeichert. Sie stehen dort ausschließlich berechtigten Nutzern für die Bearbeitung bestimmter Fragestellungen zur Verfügung. Innerhalb von nur rund 1 1/2 Jahren ist die Zahl an Pferden mit SNP-Genotypdaten auf deutlich über 40.000 angestiegen. Aus der Routine heraus wird somit ein großartiger Fundus für wissenschaftliche Untersuchungen aufgebaut. Gleichzeitig hat jeder, dessen Pferd mit SNPs untersucht wurde, die Möglichkeit, ohne weitere Probenahme und Laboranalytik Informationen beispielsweise zur Farbgenetik seines Pferdes abzufragen. Die hierfür bedeutsamen SNPs werden dann ausgewertet, und der Züchter bzw. Eigentümer hat einfach und kostengünstig schon nach wenigen Tagen eine Aussage, ob beispielsweise die Rappstute jemals ein Fuchsfohlen zur Welt bringen kann.
Noch ist das Portfolio genetischer Eigenschaften, die sich aus einzelnen SNPs des genetischen Fingerabdruckes auslesen lassen, überschaubar. Gemeinsam mit Partnern arbeitet die IAFH aber daran, den Bereich der genomischen Services, über den die Informationen zu genetischen Eigenschaften bereitgestellt werden, kontinuierlich weiterzuentwickeln und auszubauen.

Ein wissenschaftliches Forschungsthema, dem sich die IAFH widmet, ist die sog. Equine Complex Vertebral Malformation (ECVM). Über den Stellenwert und die Einordnung von röntgenologisch darstellbaren Veränderungen an der unteren Halswirbelsäule des Pferdes wird teils intensiv und kontrovers diskutiert. Durch Zahlen und Fakten sowie Auswertungen, die belastbare Aussagen ermöglichen, soll zur Versachlichung beigetragen werden. Die solide und unabhängige wissenschaftliche Aufarbeitung, die einen erheblichen Aufwand erfordert, erfolgt im Rahmen einer veterinärmedizinischen Doktorarbeit.
Die ECVM-Studie der IAFH startete im Frühjahr 2023 und befindet sich aktuell (Stand Juni 2023) noch in der Planungsphase. Zum Studienstart wurde ein Informationsartikel verfasst, der einen Überblick über das Thema und den Studienansatz gibt. Sobald mit dem Anlaufen und Fortschreiten der Studie weitere praxisrelevante Informationen verfügbar werden, wird das ECVM-Studienteam der IAFH diese weitergeben. Die umfassende Datenerhebung, die vorgesehen ist, bringt es allerdings unvermeidlich mit sich, dass es einige Zeit dauern wird, bis abschließende Aussagen zum Gesamtmaterial etc. möglich sein werden.

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